Es wird seit Jahren in der Gesellschaft als auch in der Politik immer wieder diskutiert: Wie wichtig ist Finanzwissen und sollte dies als Lehrfach bereits in den Schul-Alltag integriert werden? Die Befürworter führen hier als Argument die zunehmende Verschuldung junger Menschen ins Feld, was sich anhand zahlreicher Marktanalysen auch unwiderruflich belegen lässt. Und nun legt selbst die Bafin als oberste deutsche Finanzaufsicht ebenfalls den Finger „in die Wunde“, denn auch sie bestätigt nun mit der Veröffentlichung eines Umfrage-Ergebnis einen erheblichen Nachholbedarf beim Finanz- und insbesondere beim Kreditwissen der jungen Generation.
So macht die BaFin, die gut 1.000 Verbraucherinnen und Verbraucher zwischen 18 und 29 Jahren zu ihrer finanziellen Situation und ihren Kenntnissen über Kredite befragt hat, in ihrem Kommentar zum Ergebnis ihrer Umfrage deutlich, dass junge Erwachsene zwar häufig Finanzierungen in Anspruch, nehmen, aber erhebliche Wissenslücken haben, wenn es um die Kosten und Konditionen von Krediten geht. Die Ergebnisse der Umfrage im Detail.
Hohe Akzeptanz bei den Befragten haben vor allem der Dispo und die Kreditkarte
Junge Menschen befinden sich häufig am Anfang ihrer beruflichen Karriere oder stecken noch im Studium oder in der Ausbildung, was sich erheblich auf ihre finanzielle Lage auswirkt. Laut einer aktuellen Umfrage schätzen rund 30 Prozent dieser jungen Erwachsenen ihre persönliche Finanzsituation als weniger gut bis schlecht ein. Diese prekären finanziellen Verhältnisse tragen dazu bei, dass sie bereitwilliger größere Anschaffungen auf Kredit finanzieren. Das Girokonto wird dabei überwiegend als Hauptinstrument genutzt.
Insbesondere ein Viertel der Befragten greift auf den Dispokredit zurück, um kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken. Weitere 20 Prozent der jungen Erwachsenen nutzen die sogenannte geduldete Überziehung. Diese greift insbesondere dann, wenn der Dispo-Rahmen bereits überschritten wurde oder gar kein Dispokredit eingerichtet ist. Die Möglichkeit, durch Überziehung des Kontos zusätzliche Mittel zu erhalten, stellt eine bedeutende Finanzierungsquelle dar, wenn die regulären Mittel nicht ausreichen.
Darüber hinaus erfreut sich die Teilzahlungsfunktion von Kreditkarten großer Beliebtheit. Rund 19 Prozent der Befragten nutzen diese Möglichkeit, um ihre Ausgaben über einen längeren Zeitraum zu strecken. Besonders auffällig ist, dass 15 Prozent der Umfrageteilnehmer auch dann auf einen Kartenkredit zurückgreifen, wenn ihr Girokonto bereits überzogen ist. Dies verdeutlicht die wachsende Tendenz junger Menschen, verschiedene Finanzierungsinstrumente zu kombinieren, um ihre Liquidität zu sichern und größere Anschaffungen zu tätigen.
Oft festzustellen: Grobe Fehleinschätzungen und / oder Unkenntnis von Konditionen und Zinsen von Krediten
Besonders auffällig ist, dass ausgerechnet die teuersten Finanzierungsprodukte bei jungen Menschen großen Zuspruch finden. Dies hängt laut der Umfrage maßgeblich mit einer begrenzten Kenntnis über die finanziellen Konditionen zusammen. "Viele junge Menschen sind sich der genauen Bedingungen von Konsumkrediten nicht bewusst," lautet das ernüchternde Fazit der Finanzaufsicht.
Eine deutliche Mehrheit von sieben von zehn Befragten konnte die Frage nach den Zinssätzen für Dispokredite und geduldete Überziehungen nicht beantworten. Diese Unsicherheit wird noch deutlicher, wenn man sich die Einschätzungen zu den Kosten der verschiedenen Finanzierungsformen ansieht.
Rund 45 Prozent der Befragten halten die oft besonders teuren Kartenkredite für die günstigste oder zweitgünstigste Finanzierungsoption, obwohl diese in der Regel hohe Zinsen und Gebühren aufweisen. Im Gegensatz dazu glauben nahezu ein Viertel der Teilnehmer, dass Ratenkredite die teuerste Variante darstellen, obwohl diese in der Regel weitaus niedrigere Kosten verursachen als Dispokredite und Kreditkartenschulden.
Was bleibt als Erkenntnis?
Diese Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und tatsächlichen Kosten der Finanzierungsprodukte offenbart eine erhebliche Informationslücke. Die Finanzaufsicht betont eindringlich, dass eine umfassende Finanzbildung für junge Menschen unerlässlich ist, um fundierte und kosteneffiziente Entscheidungen zu treffen. Die weit verbreiteten Fehleinschätzungen hinsichtlich der Finanzierungsoptionen machen deutlich, dass es dringend erforderlich ist, die Aufklärung und Transparenz im Finanzbereich zu verbessern.
Nur durch gezielte Bildungsinitiativen und klar verständliche Informationen können junge Menschen befähigt werden, die tatsächlichen Kosten und Vorteile verschiedener Finanzierungsprodukte realistisch einzuschätzen. Die Notwendigkeit einer solchen Aufklärung ist unübersehbar, um finanzielle Fehltritte zu vermeiden und die oft hohen Kosten unnötiger Schulden zu verhindern. Die Herausforderung liegt darin, diese Bildungsangebote so zu gestalten, dass sie die komplexen Finanzierungsbedingungen verständlich machen und den jungen Erwachsenen die Werkzeuge an die Hand geben, um informierte Entscheidungen zu treffen.
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