Er ist des deutschen Bankkunden liebster Kredit – der Dispokredit. Und das hat zahlreiche Gründe, denn einmal seitens der Bank gewährt stellt er eine stetig zur Verfügung stehende Liquiditätsreserve dar und kann zu jeder Zeit, völlig befreit von irgendwelchen zusätzlichen Kreditanträgen und Gesprächen mit dem Bankberater, genutzt werden. Ein Komfort, den jährlich rund 18 Millionen Bundesbürger entweder temporär oder gar dauerhaft nutzen. Doch was hat es im Detail mit diesem Dispokredit oder banktechnisch korrekt ausgedrückt „Überziehungsrahmen“ im Detail auf sich?
Der Dispokredit per geltender Definition
Ein Dispositionskredit (kurz Dispokredit) ist eine von einer Bank gegenüber einem Kunden eingeräumte, auf einen festgelegten Betrag begrenzte Kreditlinie, welche es ermöglicht Verfügungen über das Guthaben des Girokontos hinaus vorzunehmen. Die Gestaltung jener gewährten Kreditlinie variiert von Bank zu Bank und orientiert sich in der Regel am monatlichen durchschnittlichen Gehaltseingang und dem generellen Nutzungsverhalten des Girokontos.
Auswertungen zeigen jedoch, dass sich die zusätzliche, als Überziehungsrahmen gewährte Kreditlinie im Rahmen von 2-3 Netto-Monatsgehältern des Kunden bewegt.
Wobei je - nach Bank - die Höhe des Dispokredites zwischen Kunde und Bank auch individuell verhandelbar sen kann. Anders verhält es sich bei Neukunden einer Bank. Hier gewähren die Banken zumeist erst nach einer Probezeit von 6 Monaten einen Dispokredit in Höhe von einem Monatsgehalt. Wobei die Höge dieses anfänglichen Dispokredits später auf Kundenwunsch oder aber automatisch durch die Bank angepasst werden kann.
Zu beachten: Manche Banken richten auch nach Ablauf von 6 Monaten und einer Bewertung des bisherigen Kundenverhaltens automatisch einen Überziehungsrahmen ein – und zwar auch ohne den ausdrücklichen Kundenwunsch.
Wissenswert: Bei Firmenkunden wird der Dispokredit als Kontokorrentkredit bezeichnet.
Was sind Voraussetzungen für einen Dispokredit?
Wer einen Dispokredit nutzen möchte, muss hierzu bei der Bank 3 wichtige Voraussetzungen erfüllen. Diese Voraussetzungen sind:
- Girokonto bei der kreditgebenden Bank
- Regelmäßiger Geldeingang auf dem Girokonto
- Kreditwürdigkeit beziehungsweise einwandfreie Bonität des Kontoinhabers
Sind diese Bedingungen erfüllt, sollte die Einrichtung eines Dispositionskredits im Grunde problemlos erfolgen können.
Was kostet ein Dispokredit?
Die Einrichtung eines solchen Überziehungsrahmens (Dispositionskredit) ist generell kostenlos. Bei den Zinsen jedoch, welche bei Nutzung des Überziehungskredits, anfallen, haben die Banken einen weitestgehend freien Gestaltungsfreiraum. Dies bedeutet, dass jede Bank für die Gewährung eines Dispos einen eigenen Zinssatz festlegen kann, so lange dieser sich nicht auf dem Niveau des Zinswuchers bewegt, der per Gesetz untersagt ist.
Laut Auswertungen der Bundesbank und zahlreichen Marktanalysen liegt der Zinssatz effektiv per anno für einen Dispokredit derzeit bei rund 9,8 % (Stand November 2020). Da es sich hierbei jedoch um einen statistischen Mittelwert handelt, bedeutet dies, dass der reale Zinssatz bei einer Bank darunter als auch aber deutlich darüber liegen kann. So sind Banken bekannt, deren Zinssätze sich bei über 15 % effektiv per anno für einen Überziehungskredit bewegen.
Zwar gibt es seit geraumer Zeit aus der Politik als auch Richtung zahlreicher Verbraucherschutzverbände die Forderung, endlich Höchstgrenzen für die Zinssätze der Dispositionskredite festzulegen, doch passiert ist bis dato so gut wie nichts. Und so verbleiben Banken auf der Position, trotz Zinssenkungen der EZB weiterhin sehr hohe Zinsen für diese Kreditart zu verlangen.
Wie wird ein Dispokredit getilgt?
Entgegen anderen Krediten gibt es beim Dispokredit normalerweise keine mit der Bank vereinbarten Rückzahlungsraten. In dem Fall bestimmt also der Nutzer des Dispokredit selbst, wann und in welcher Höhe er den Dispokredit wieder zurückzahlt. Wobei es in der Regel jedoch so aussieht, das die Rückzahlung in der Regel automatisch bei erneuter Deckung des Kontos etwa durch den nächsten Gehaltseingang erfolgt.
Ist es jedoch so, dass der Dispokredit in einem Rahmen genutzt worden ist, dass der nächste Gehaltseingang zum Ausgleich des Kontos nicht ausreicht, bleibt der Status “Kredit“, wenn auch temporär verringert, erhalten. Man schiebt also weiterhin Schulden vor sich her.
Hieraus ergibt sich über einen längeren Zeitraum die Gefahr, dass die Bank den Kredit mit sofortiger Wirkung fällig stellt, in dem sie den Dispokredit kündigt.
Die Nachteile eines Dispositionskredites
Dass der Dispokredit also mitunter zu einer Falle für Kreditnehmer werden kann, liegt vor allem an diesen negativen Eigenschaften:
- Manche Banken räumen Dispositionskredite ein, ohne den Kunden darüber zu informieren.
- Für die Bereitstellung eines Dispokredites genügt der Bank in der Regel ein ausgewiesenes, regelmäßiges Einkommen.
- Zusätzlich zur Disposumme gestatten die Banken oft auch einen Überziehungskredit.
- Es gibt keinen festen Zinssatz für einen Dispositionskredit. Er variiert je nach Markt- bzw. Leitzins und ist im Vergleich zu anderen Kreditformen sehr hoch.
- Die Zinsen werden außerdem auf Tagesbasis berechnet. Je länger der Kredit nicht getilgt ist, desto mehr Zinsen fallen an.
- Bei der Nutzung des Dispositionsrahmens durch den Kreditnehmer, gilt das in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Banken festgelegte Pfandrecht. Wird der Dispokredit langfristig nicht ausgeglichen, hat der Kreditgeber das Recht, die Summe von anderen Konten und Einlagen ihres Kunden zu pfänden.
- Da kein Kreditvertrag abgeschlossen wird, werden bei einem Dispositionskredit keine monatlichen Raten fällig, sodass der Kunde nur geringfügig Kontrolle über die genutzte Gesamtsumme hat.
Aber ein Dispokredit hat auch Vorteile
Die Stärken eines Dispositionskredites liegen ganz klar in der Flexibilität und Verfügbarkeit, aus der sich nicht zuletzt auch sein Name ableitet. Ein Dispokredit ist für kurze Überbrückungszeiten bestens geeignet. Oder um etwas kostspieligere Anschaffungen unkompliziert zu bezahlen, ohne zuvor einen an Sicherheiten geknüpften Ratenkredit zu beantragen.
Die Flexibilität des Dispokredites endet aber nicht bei der Inanspruchnahme. Auch die Tilgung ist an die finanzielle Situation des Kreditnehmers angepasst. Er bestimmt die Tilgungsrate und Laufzeit selbst. So kann der Kreditnehmer zu hohe monatliche Belastungen vermeiden und die Rate variabel gestalten. Die Rückzahlungsmodalitäten kann der Kunde an seine Möglichkeiten anpassen. Unter Umständen aber kann es Sinn machen, einen Dispositionskredit durch einen zinsgünstigeren Ratenkredit in Form einer Umschuldung abzulösen.
Fazit zum Dispokredit
Oft ist er Retter in der finanziellen Not, kann aber schnell zur Falle werden. Nicht wenige Kunden schulden den Dispositionskredit irgendwann in einen Ratenkredit um, damit das Konto nicht dauerhaft im Minus bleibt. Verursacht wird das oft durch die Höhe des eingeräumten Dispokredits. Nicht selten können Kontoinhaber auf eine Kreditsumme von zwei oder mehr Monatsgehältern zugreifen – häufig dulden die Banken außerdem einen zusätzlichen Überziehungskredit. Ein Dispositionskredit kann also ein nahezu bodenloses Fass für den Kreditnehmer werden.