Spätestens mit der Einsicht, dass Corona in Folge von wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen der Politik weitreichende Maßnahmen auch in der Kreditwirtschaft nach sich ziehen würde, haben Verbraucher die Chance genutzt, die Bedienung ihrer Kredite auszusetzen. Ein entsprechendes Gesetz der Bundesregierung gab den Menschen hierzu eine entsprechende Handhabe.
Und von dieser Möglichkeit der Kreditstundung wurde in hohem Maße Gebrauch gemacht, denn laut einer deutschen Wirtschaftsauskunft und einer ihrerseits durchgeführten, repräsentativen Umfrage verzeichneten mit der Corona-Pandemie rund 15,5 Millionen bundesdeutscher Haushalte massive Einkommenseinbußen. Einbußen, die bei rund 25 Prozent der Befragten sogar bis zu 30 Prozent des regulären Einkommens betrugen beziehungsweise bis heute betragen. Und dadurch massive Schwierigkeiten entstanden sind beispielsweise laufende Kredite bedienen zu können.
Dabei gelten vor allem nach entsprechender Auswertung der Umfrage die steigende Arbeitslosigkeit und die weiter hohen Zahlen bei der Kurzarbeit als Ursache für den teilweise doch recht hohen monatlichen Verlust beim Einkommen. Auffällig ist, dass es bei den Einkommenseinbußen besonders die Gering- und Normalverdiener betrifft, die ein dünneres Finanzpolster haben als Gutverdiener und generell weniger finanziellen Spielraum haben.
Eine Umfrage des Safe-Instituts, der Marktforscher von Nielsen sowie des Lehrstuhls für Finanzen und Ökonomie an der Universität Frankfurt aus der vergangenen Woche kam zudem zu dem Ergebnis, dass sich vor allem die Situation von Selbstständigen sowie derjenigen, die in besonders von der Pandemie betroffenen Branchen wie Handel, Verkehr oder Gastgewerbe arbeiten, verschlechtert habe.
Verbraucher reagieren auf finanzielle Notsituation mit Sparmaßnahmen
Ebenso ist aus der Umfrage ersichtlich, dass betroffene Verbraucher bereits selbst Maßnahmen getroffen haben, um sich der Corona-bedingten finanziellen Notsituation bestmöglich anzupassen. So sind rund 55 Prozent der Befragten als erstes dazu übergegangen Ausgaben für Konsum als auch Lebenshaltung der eigenen, aktuellen finanziellen Situation anzupassen. Diese 55 Prozent spiegeln dabei rund 22,7 Millionen bundesdeutscher Haushalte wieder.
Woraus sich etwas erkennen lässt, was im Grunde immer als eine Tugend galt: Das „wiederentdecken“ des Sparens. So setzen betroffene Verbraucher vor allem bei Urlaub, Bekleidung und nicht dringend benötigten Konsumgütern wie Smartphone, TV etc. den Rotstift an. Ausgaben für Medikamente, Altersvorsorge oder auch für Haustiere werden jedoch von einem hohen Prozentsatz der Befragten als nachwievor unabdingbar betrachtet.
Dennoch bleibt hier die Frage offen, wie lange ein Haushalt bei solch hohen Einkommenseinbußen und trotz aller Sparmaßnahmen tatsächlich finanziell „überleben“ kann? Oder eben nicht, und in dem Fall unverschuldet, in die Schuldenspirale zu geraten?
Die Angst vor finanziellen Einbußen bleibt
Zudem ist beunruhigend, wenn auch mehr als verständlich, ob der aktuellen Corona-Lage, dass fast jeder Dritte (28 Prozent) sich unsicher dahingehend ist, ob das Geld in den kommenden zwölf Monaten reicht. Vor allem, um alle finanziellen Verpflichtungen wie Miete und Nebenkosten, Kredite oder Versicherungsbeiträge bezahlen zu können.
Und so wundert es dann auch nicht, dass bis zum heutigen Tage fast jeder Zehnte der Befragten angab, die gesetzlichen Möglichkeiten die Ratenzahlungen für Konsum-, Immobilien- oder Kfz-Kredite stunden zu können, auch genutzt hat.
Damit bestätigt die Umfrage Aussagen aus der Bankenbranche vom Sommer: Schon im Juli hatte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Karl von Rohr, in einem Interview gesagt, dass immer mehr Privatkunden der Deutschen Bank wegen der Corona-Krise ihre Kredite nach Ablauf der gesetzliche zugelassenen Stundung nicht mehr bedienen können. Droht also der Kredit-Kollaps?
Expertenmeinung: Es droht ein Anstieg der Insolvenzen
Besonders brisant werden nun die kommenden Wochen, da die von der Bundesregierung beschlossene Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für zahlungsunfähige Unternehmen im Oktober wieder aufgehoben worden ist. Die möglichen Folgen? Steigende Insolvenzzahlen bei den Unternehmen, weitere Anstieg der Arbeitslosigkeit und mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl auch ein deutliche Anstieg bei den Privat-Insolvenzen.
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