Wer sich in den vergangenen Jahren, als sich die Zinsen für einen Kredit als auch für Spareinlagen noch auf einem deutlich höheren Niveau als aktuell befanden, für ein Darlehen interessierte, dem wurde von den Banken nicht selten ein sogenannter „endfälliger Kredit“ angeboten. Insbesondere dann, wenn der Zweck einer Kreditaufnahme der Erwerb einer Immobilie war. Gerade bei Immobilienfinanzierungen war der „endfällige Kredit“ für lange Jahre die Finanzierungsform schlechthin. Doch in den letzten Jahren geriet diese Kreditart bei der Finanzierung einer Immobilie immer mehr ins Hintertreffen und wurde durch den klassischen Ratenkredit abgelöst. Doch warum fand dieser Wandel statt? Der Grund hierfür liegt in der Konstruktion des „endfälligen Kredits“ beziehungsweise seiner absoluten Abhängigkeit der Zinssituation am Kapitalmarkt. Gönnen wir uns zum besseren Verständnis einen Einblick in den Kreditmarkt.
Der endfällige Kredit: Was ist das eigentlich?
Als ein endfälliges Darlehen definiert sich vereinfacht ausgedrückt eine Kombination aus einem tilgungsfreien Kredit sowie einem Sparplan zum Kapitalaufbau. In der Regel handelt es sich hierbei um einen Fondssparplan oder einer kapital-aufbauenden Lebensversicherung. Voraussetzung bei endfälligen Kreditmodell ist, dass sich die Laufzeit des Kredits mit dem des Sparplan absolut decken. In der praktischen Anwendung des endfälligen Kredits – beispielsweise in Form eines Immobilienkredits - wird die benötigte Kreditsumme aufgenommen und seitens der Bank bereitgestellt, jedoch nicht wie bei einem Annuitätendarlehen (Ratenkredit), monatlich mit festen Raten getilgt. Die kreditgewährende Bank erhält lediglich die monatlich anfallenden Zinsen auf den Kredit, wohingegen die eigentlichen Kreditraten in den Fonds bzw. Sparplan eingezahlt werden. So werden die Kreditraten zum Kapitalaufbau nebst Zinserträgen genutzt, kurz vor Ablauf der Kreditlaufzeit ausbezahlt und mit dieser Summe dann der Kredit abgelöst bzw. getilgt. Im Grunde also kein schlechtes Modell, welches aber nur dann funktioniert, wenn die Zinssituation am Kapitalmarkt auch eine entsprechende Verzinsung auf Spareinlagen von mindestens 3-4 Prozent zulässt.
Nachteil des endfälligen Kredit
Die im Vergleich zu einem klassischen Ratenkredit oftmals verkürzte Laufzeit bei einem endfälligen Darlehen funktioniert nur unter bestimmten Voraussetzungen. Nämlich dann, wenn die Rendite des Sparvertrages höher als der Zinsnachteil ist, der durch die fehlende Tilgungsverrechnung beim endfälligen Darlehen entsteht. Es muss also, wie im Absatz zuvor bereits erwähnt, eine gewisse Mindestrendite erzielt werden. In Zeiten von Niedrigzinsen ein schier aussichtsloses Vorhaben. Folge wäre also, dass die Mindestrendite der Spareinlage nicht erreicht wird und sich das endfällige Darlehen also klar nachteilig darstellt. Denn ist der Zinsnachteil durch die nicht stattfindende Tilgungsverrechnung höher als die Rendite des Sparvertrages ist das Annuitätendarlehen (Ratenkredit) die wirtschaftlich sinnvollere Alternative.
Langanhaltende Zinstiefs führen endfälligen Kredit ad absurdum
Liegen die Zinsen für Spareinlagen also auf einem historischen Tiefstand, sowie es die aktuelle Situation ist, kann das Funktionsprinzip des endfälligen Kredits nicht aufgehen. Seit Jahren schraubt die EZB den sogenannten Leitzins immer weiter herunter, was zur Folge hat, das sich Sparen aufgrund kaum realisierbarer Zinsgewinne schlicht und ergreifend nicht mehr lohnt. Damit ist das Angebot für endfällige Kredite (vorerst) einmal am Ende.
Redakteur: Markus Gildemeister
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