Die Situation: Es besteht der Bedarf an einem Kredit, um einen kurzfristig aufgetretener Engpass überbrückt und / oder einen notwendige Anschaffung finanziert werden muss. Und wer einen Kredit aufnehmen möchte, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
So ist die Bewilligung eines Kredits ohne Nachweis über ein regelmäßiges Einkommen grundsätzlich unwahrscheinlich. Außerdem bedingt die Höhe der Einkünfte die Höhe der bewilligten Kreditsumme und weitere Konditionen wie Laufzeit und vor allem Zinsen. Je besser man finanziell aufgestellt ist, desto besser sind die potenziellen Konditionen.
Ein weiterer Faktor, der die Kreditwürdigkeit manifestiert ist die
Bonität. Wer in der Vergangenheit zu viele Kreditanfragen gestellt hat, zu viele Finanzierungen laufen hat oder gar durch Zahlungsausfälle negativ aufgefallen ist, wird bei der Vergabe von Krediten schlechte Karten haben.
Doch selbst der, der als potenzieller Kreditnehmer eine halbwegs saubere
SCHUFA hat und auch sonst grundsätzlich alle vermeintlich bekannten Voraussetzung zum Erhalt eines
Verbraucherkredits erfüllt, kann von der Bank abgelehnt werden. Doch warum?
Die Antwort darauf? Neben den bereits erwähnten und allgemein bekannten Kriterien der Kreditvergabe gibt es verstecktere Faktoren, die vielen Kreditnehmern nicht bekannt sind.
Faktoren, die sich aber wesentlich auf die Kreditwürdigkeit und Bonität auszahlen. Dazu zählt unter anderem das Geoscoring.
Was ist Geoscoring?
Geoscoring bedeutet, dass für eine bestimmte Gegend - das kann auf Makroebene ein Land sein, auf Mikroebene sogar nur ein einzelner Straßenzug oder Wohnblock - eine Bewertung vorgenommen wird. Diese Bewertung ist zunächst einmal neutral und wird anhand bestimmter Einflussfaktoren, sowie vergangener Geschehnisse vorgenommen.
So kann Geoscoring etwa eingesetzt werden, um zum Beispiel Vorhersagen hinsichtlich der Kriminalität zu treffen. Geoscoring wird aber auch im Marketing und in der Geophysik angewendet. So weit, so gut.
Was hat Geoscoring mit Krediten zu tun?
Geoscoring wird nicht nur zur Verbrechensbekämpfung und Standort- oder Marktgebiete-Analyse eingesetzt, sondern auch zur Einstufung der Kreditwürdigkeit. Wer einen Kredit beantragt wird also auf sein Wohnumfeld hin kategorisiert.
Kreditantragsteller aus wirtschaftsschwächeren Regionen oder Stadtteilen werden aufgrund des negativen Geoscoring potentiell als kreditunwürdiger eingestuft, als Kreditnehmer aus besser situierten Vierteln und Wohnorten.
Zwar ist Geoscoring kein alleinig ausschlaggebender Faktor bei der Vergabe von Krediten, dennoch beeinflusst er die Bewertung eines Verbrauchers auf einer sehr oberflächlichen Ebene, weshalb Verbraucherschützer dieses Scoring zurecht kritisieren.
Denn selbst zuverlässige Kreditnehmer, die ihre Rechnungen immer bezahlen und bei keinem Gläubiger je Ausstände hatten, werden allein aufgrund ihres Wohnortes tendenziell als kreditunwürdig kategorisiert.
Nun billigt der Gesetzgeber grundlegend zwar das Geoscoring, trotzdem kommen ausgerechnet aus der Politik auch immer wieder kritische Stimmen auf, die, gemeinsam mit Datenschützern und Verbraucherschutzorganisationen die Einbeziehung der Geodaten in die Bonitätsanalyse als soziale Diskriminierung und Stigmatisierung einstufen. Daran hat auch die neue
Datenschutzgrundverordnung nichts geändert.
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