Es gibt mal wieder eine interessante Studie seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Thema „Entwicklungen im deutschen Kreditmarkt“. Im Rahmen der sogenannten Bank Lending Survey wurden mehr als 30 deutsche Banken hinsichtlich ihrer Vergaberichtlinien und ihrem generellen Kreditvergabeverhalten befragt. Das Ergebnis dieser Studie lässt sich mit einem einfachen Satz sehr treffend beschreiben: Verschärfte Kredit-Richtlinien, dennoch gestiegene Nachfrage nach Krediten! Genua so entwickelte sich der Kreditmarkt für Privatkunden in Deutschland während des ersten Quartals 2016.
Banken schauen kritischer bei der Kreditvergabe hin
Die Vergabe von Krediten an private Haushalte in Deutschland war aufgrund der Verschärfung entsprechender Kreditrichtlinien seitens der deutschen Banken im ersten Vierteljahr deutlich verschärft worden. In besonderem Maße wurden die Vergabestandards im Bereich der Wohnungsbaufinanzierung gestrafft. Per Saldo, das bedeutet nach Abzug aller gegensätzlichen Aussagen, meldete noch knapp jedes fünfte Geldhaus hierzulande, seine Richtlinien dahingehend angepasst zu haben. Zurückzuführen ist dieses Ergebnis nach Einschätzung der EZB und der Deutschen Bundesbank insbesondere auf die Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die per 21. März in nationales Recht umgesetzt wurde. Diese fordert von den Banken nicht nur eine umfassendere Beratung, sondern auch eine strengere Prüfung der Kreditwürdigkeit – sprich: Bonität - ihrer Kunden.
Verbraucherkredite nicht so stark betroffen wie Wohnbaukredite
Im Vergleich zu den Wohnbaukrediten wurden hingegen bei den Verbraucherkrediten die Vergabestandards nach Einschätzung der an der Umfrage beteiligten Institute nur geringfügig verschärft. Der Saldowert lag lediglich bei rund drei Prozent. Interessant ist hier jedoch, dass infolge der verschärften Richtlinien nicht mehr Finanzierungsanträge abgelehnt wurden. Dies war, laut den Banken, weder bei den Baufinanzierungen noch bei den Konsumentenkrediten der Fall.
Höhere Nachfrage nach Krediten dank Niedrigzinsen
In beiden Bereichen verzeichneten die deutschen Finanzinstitute zugleich einen deutlich Anstieg der Nachfrage bei Krediten. Hierfür zeichnet nach Ansicht der befragten Banken im Wesentlichen das allgemein niedrige Zinsniveau, welches letztendlich durch die aktuellen Zinsentscheidungen der EZB auch in den nächsten Monaten niedrig bleiben wird, verantwortlich. Bei den Verbraucherkrediten ist die erhöhte Nachfrage sicherlich in den gestiegenen Konsumausgabe der deutschen Verbraucher begründet, wo hingegen bei den Wohnbaukrediten die zu erwartenden steigenden Immobilienpreise eine entsprechend wichtige Rolle spielen dürften. Wer sich jetzt mit einem günstigen Kredit eine Immobilie mit erwarteter Wertsteigerung anlegt, der findet wohl kaum einen besseren Zeitpunkt als jetzt.
Redakteur: Markus Gildemeister
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