Wer sich einmal nach einer klassischen Charaktereigenschaft der Deutschen umhört, der bekommt häufig folgende Antwort: sparsam! Das mag im Grundsatz nachwievor stimmen, doch die Zeiten ändern sich. Gerade dann, wenn die Niedrigzinspolitik der EZB die Verbraucher in Europa geradezu auffordert, ihr Geld auszugeben statt es zu sparen. So wundert es nicht, dass immer mehr Menschen einen Kredit nutzen, um Konsumgüter zu finanzieren. So steigt seit 2013 die Nachfrage nach Krediten ständig an und ein Ende der Fahnenstange ist bei der Kreditaufnahme noch lange nicht in Sicht.
42 Prozent der Bürger nutzen Kredite
Derzeit stottern die Deutschen gut 225 Milliarden Euro an Kreditvolumen ab. Eine Studie der GfK zeigt, dass immerhin 42 Prozent der bundesdeutschen Haushalte eine Konsum-Finanzierung mittels eines Kredits nutzen. Die am häufigsten vorkommende Kreditart ist dabei der klassische Verbraucherkredit beziehungsweise Konsumentenkredit. Für die kreditvergebenden Banken ist Darlehens-finanzierte Leben der Verbraucher ein gutes Geschäft. Auch wenn die Banken nicht müde werden, hier vom Gegenteil zu sprechen: Konsumentenkredite sind längst nicht das Margen-arme Geschäft, für das man es halten könnte oder der Bevölkerung glauben machen möchte! Im Gegenteil: Aktuelle Studien belegen, dass die Margen bei den Krediten für Banken in den letzten Jahren sogar deutlich gestiegen sind.
Kredit-Hemmschwelle scheint deutlich gesunken zu sein
Dass ein Darlehen für immer mehr Menschen mehr positive Option als denn Hemmschwelle sein sollte, zeigt sich insbesondere auch in der Werbung. Denn dort wird den Menschen oftmals suggeriert, dass es völlig normal ist, sich zu verschulden. Doch für die gestiegene Bereitschaft den eigenen Konsum mittels eines Kredits zu finanzieren gibt es weitere Gründe. Da sind zu einem natürlich die aktuell historisch niedrigen Zinsen, die gerade jetzt Kredit besonders günstig erscheinen lassen. Zum anderen ist die Arbeitsmarktlage seit Jahren gut und so haben die Verbraucher kaum noch Job-Sorgen. Punkte, die einen Konsum durchaus „befeuern“ können. Doch der lockere Umgang mit Krediten hat seine Schattenseite und die heißt schlicht und ergreifend Überschuldung.
Denn wenn Verbraucher Geld ausgeben, das zum Zeitpunkt des Kaufs nicht existiert, ist damit zwangsläufig ein nicht gerade geringes Risiko verbunden. Schuldnerberater verweisen nicht ohne Grund auf den Umstand, dass deren Anzahl an Klientel mit Zahlungsschwierigkeiten seit Jahren kontinuierlich steigt. Zudem werden seit Jahren aus den unterschiedlichsten Verbraucherschutzecken Rufe nach staatlichem Eingriff zur Vermeidung von Überschuldung laut.
Über 90 % der Bürger tilgen Kredite pünktlich
Ein Ruf, den der Bankenfachverband als Dachorganisation der Kreditbanken in Deutschland, in dieser Form nicht nachvollziehen kann. Denn laut dem Fachverband tilgen immerhin 97,6 Prozent der Schuldner ihren
Ratenkredit pünktlich. Eine Aussage, welche auch von den aktuellen Zahlen der Schufa untermauert werden. Diese Zahlen belegen aber eben auch, dass die restlichen 2,4 Prozent der Bundesbürger echte Schuldenprobleme haben. Stellt sich also die Frage, was getan werden kann, um zukünftig als Verbraucher nicht zu eben jenen 2,4 Prozent „Verschuldeten mit Zahlungsproblemen“ zu gehören? Grundsätzlich sollte kein Leben auf Kredit finanziert werden. Ein- und Ausgaben sollten monatlich bekannt sein und hier kann ein entsprechender Haushaltsplan entsprechende Hilfe sein. Nur so wird deutlich, wie viel im Monat übrig bleibt und ob das für die Aufnahme eines Kredits unter dem Aspekt der monatlichen Ratenbelastung reicht! Und zwar ohne dass es finanziell eng wird!
Redakteur: Markus Gildemeister
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