Banken locken bei Krediten aller Art mit Zinsen zum beinahe Nulltarif. Nie waren Kredite zur Immobilienfinanzierung, dem Autokauf oder als Verbraucherkredit so günstig, wie in den letzten Jahren. Da scheint es für viele Verbraucher nur logisch, dass auch der Dispositionskredit zu günstigeren Konditionen bereitgestellt wird. Ohne lange zu überlegen, wird dessen schnelle und bequeme Verfügbarkeit darum eifrig genutzt. Was für eine kurzzeitige, kleinsummige Überbrückung zwar durchaus praktisch sein kann, wird spätestens bei höherer und langfristiger Überziehung zum Problem.
Dispokredit bleibt weiterhin teuer
Warum wird der Dispositionskredit nicht zum gleichen Niedrigzins ausgegeben, wie ein Ratenkredit? Weil die Banken die Zinsen für den Dispo nicht an den Leitzins der Europäischen Zentralbank koppeln, wie sie es im Fall von Baufinanzierungen oder Privatkrediten tun. Stattdessen legen sie zur Zinsgestaltung beim Dispokredit den Euribor-Zinssatz zugrunde. Dieser beträgt bei einer Laufzeit von 3 Monaten aktuell (Stand: 10/2018) circa 0,3%.
Was ist der Euribor-Zinssatz?
Die Euro Interbank Offered Rate wurde mit dem Währungswechsel von DM zu Euro eingeführt. Dabei handelt es sich um den durchschnittlichen Zinssatz, den Banken sich gegenseitig berechnen, wenn sie sich untereinander Kredite ausstellen. Die Zinsrate unterliegt dem Verhältnis aus Angebot und Nachfrage und wird von den europäischen Banken selbst festgelegt.
Geldhandel unabhängig von den Notenbanken
Dank Euribor machen sich die Bankinstitute unabhängig von den nationalen Notenbanken, auf die sie während der Finanzkrise angewiesen waren. Mittlerweile floriert der Geldhandel zwischen den Bankinstituten wieder. Darum sind die Banken bei der Vergabe von Dispositionskrediten an ihre Privatkunden nicht mehr an den Zinssatz der EZB gebunden. Sie sind also nicht verpflichtet, einen niedrigen Zinssatz an ihre Kunden weiterzugeben, sondern können sich an der eigens festgelegten Zinsrate orientieren. Der Leidtragende ist der Privatkreditnehmer.
Dispo bleibt teuer, Ratenkredit ist die bessere Alternative
Es wird also klar, warum der Dispokredit nach wie vor eine teure Angelegenheit ist für Verbraucher. Ein Zinssatz im zweistelligen Bereich ist noch immer gang und gäbe. Neben der Bindung an einen im Einvernehmen aller europäischen Banken selbst gestalteten Referenzzins, verweisen die Kreditgeber auch gerne auf den hohen Verwaltungsaufwand. Der sei bei einem Dispositionskredit höher, als bei einem Ratenkredit.
Was kann der Verbraucher tun, um hohe Dispozinsen zu vermeiden?
1. Wer nur kurzfristig eine geringe Summe überziehen muss und diese sicher mit Eingang des nächsten Gehaltes wieder ausgleichen kann, kann die hohen Zinsen beim Dispo durchaus verkraften.
2. Ist ein schneller Ausgleich des in Anspruch genommenen Dispokredites aufgrund fehlender Mittel oder Höhe des Kredites nicht absehbar, sollte man den höheren Aufwand in Kauf nehmen und einen Ratenkredit aufnehmen.
3. Um nicht ungewollt in den Dispokredit zu rutschen, sollte man die Möglichkeit zur Überziehung abschalten oder deaktivieren lassen. Bei einigen Banken geht das via Online-Banking selbst, bei anderen muss es schriftlich beantrag werden.
4. Gegebenenfalls kann sich ein Bankenwechsel lohnen. Beim Vergleich sollte man darauf achten, wie hoch die Zinsen für einen Dispositionskredit ausfallen.
5. Wer bereits im Dispo ist und trotz regelmäßigem Gehaltseingang nicht schafft, im Plus zu bleiben, sollte über eine Ablösung des Dispositionskredites durch einen privaten Ratenkredit zu niedrigeren Zinsen nachdenken.
Mit wenigen Maßnahmen, kann man der Zinsfalle Dispokredit entkommen. Natürlich bedeutet ein Antrag auf Ratenkredit mehr Aufwand, rein finanziell betrachtet lohnt sich dieser aber. Denn bei Privatkrediten müssen die Banken sich am Referenzzins der EZB orientieren. Außerdem gibt es hier diverse Angebote mit festem Zinssatz über die Gesamtlaufzeit und als Verbraucher ist man nicht an die Hausbank gebunden.
Redakteur: Markus Gildemeister
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