Im vierten Quartal dieses Jahres steht eine bedeutende Neuerung für die Bonitätsbewertung in Deutschland an: Die Schufa, Deutschlands führende Auskunftei, modernisiert ihre Bonitätsbewertung und führt zum Ende diesen Jahres einen neuen Kredit beziehungsweise Bonitäts-Score ein. Dieser soll nicht nur transparenter und einfacher zu verstehen sein, sondern auch weitreichende Auswirkungen für Verbraucher haben. Doch was bedeutet dies nun für Verbraucherinnen und Verbraucher im Detail?
Verändertes Konsumverhalten erfordert Anpassungen
Seit der letzten Überarbeitung des Schufa-Scores vor fast acht Jahren hat sich das Konsumverhalten deutlich gewandelt. Die Anzahl der Minikredite ist erheblich gestiegen, und Angebote wie "Buy Now, Pay Later" im E-Commerce werden immer populärer. Die Schufa hat festgestellt, dass immer mehr Menschen Vergleichsportale nutzen und häufiger ihre Hausbank wechseln, um bessere Konditionen zu erhalten. Diese und andere Veränderungen im Konsumverhalten werden im neuen Score berücksichtigt, wodurch dieser aktueller und relevanter wird.
Neue Score-Generation ab Herbst
Ab Herbst wird es nur noch einen einheitlichen Schufa-Score geben, der branchenübergreifend gültig ist und die bisherigen Branchen Scores sowie den Basisscore ersetzt. Dieser neue Score wird sowohl für Banken als auch für Verbraucher einsehbar sein, was die Transparenz erheblich erhöht. Faktoren wie Ratenkredite, Kreditkarten und Konten werden den Score beeinflussen. Die bislang über 50 verschiedenen Bonitäts-Scores für Unternehmenskunden werden abgeschafft, um eine einheitlichere und verständlichere Bewertung zu ermöglichen. Diese Maßnahme soll das Vertrauen in die Bonitätsbewertungen stärken und Missverständnisse vermeiden.
Das Ziel? Eine Verbesserte Verständlichkeit der Scores
Die Schufa verspricht, dass das neue Score-Modell eine hohe Prognosegüte bietet, die sowohl Verbrauchern als auch Unternehmen als verlässliche Entscheidungshilfe dient. Das neue Modell zielt darauf ab, den Score für Verbraucher klar und nachvollziehbar zu machen. Nur wenn die Verbraucher verstehen, wie ihr Score berechnet wird und welche Faktoren ihn beeinflussen, können sie fundierte finanzielle Entscheidungen treffen. Deshalb werden Wechselwirkungen und komplexe Interaktionen zwischen den Einflussfaktoren weitestgehend entfernt. Dies soll dazu beitragen, dass der Score nicht nur transparenter, sondern auch gerechter wird.
Damit verbunden? Eine Transparenzoffensive der Schufa
Aufgrund von Beschwerden von Verbraucherschützern über die intransparenten Berechnungen des Schufa-Scores und die daraus resultierenden Benachteiligungen will sich die Schufa künftig stärker an den Bedürfnissen der Verbraucher orientieren. Kritiker bemängeln, dass eine Maschine nicht über die Kreditwürdigkeit eines Menschen entscheiden sollte.
Das Verwaltungsgericht Wiesbaden urteilte, dass die automatisierte Score-Berechnung eine unzulässige Entscheidung darstellt. Auch der Europäische Gerichtshof forderte Anfang 2023 die Löschung abgegriffener Daten aus dem Insolvenzregister nach sechs Monaten, um Verbrauchern nach einer Privatinsolvenz schneller Kreditwürdigkeit zu ermöglichen.
Geplante Einführung des neuen Scores im vierten Quartal 2024
Ab Herbst wird die Schufa den neuen Score ihren Unternehmenskunden anbieten. Die Umstellung wird jedoch Zeit in Anspruch nehmen, da Banken ihre Risikomodelle anpassen und regulatorische Anforderungen erfüllen müssen. Über das Datencockpit erhalten Verbraucher Zugriff auf ihren Schufa-Score und können ihren Wert anhand verschiedener Kriterien simulieren. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, ihren Score besser zu verstehen und aktiv zu beeinflussen.
Wann genau Verbraucher davon praktisch profitieren werden, bleibt abzuwarten. Die Schufa verspricht jedoch, den neuen Score schnellstmöglich einzuführen, damit alle gleichermaßen davon profitieren können. Ziel ist es, die Kreditwürdigkeit transparenter und gerechter zu gestalten und den Verbrauchern mehr Kontrolle über ihre finanzielle Situation zu geben.
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