Wer einen Kredit aufnimmt, muss diesen über dem Kreditgeber über die vereinbarte Darlehenslaufzeit den gesamten Betrag in Raten nebst einem Aufschlag, den Zinsen zurückzahlen. So das seit ewig geltende Funktions-Prinzip bei Kreditgeschäften. Doch in den letzten 2-3 Jahren stellte so manch ein Kreditangebot dieses System komplett auf den Kopf. Denn der Kreditnehmer zahlt nicht den vollen Kredit nebst Zinsen zurück, sondern weniger. Das Modell nennt sich „Minus-Zins Kredit“ , was im Klartext bedeutet, dass man als Kreditnehmer mehr Geld erhält als man zurückzahlen muss. Und diese Minus-Zins Darlehen nehmen teilweise immer absurdere Züge an. Waren es anfänglich noch Minus Zinsen auf einem Niveau von 0,4 bis 4 Prozent, so tauchten 2019 bereits Kreditangebote mit bis zu Minus 20 Prozent auf. Wie kann das sein? Sind die Kreditgeber etwas so etwas wie Samariter? Was steckt wirklich hinter diesen Darlehensangeboten?
Alles nur ein Marketing-Gag?
Zumindest scheint sich immer deutlicher herauszustellen, dass diese Kredite alles andere als einfach zu bekommen sind. Oder anders: Die Vergabekriterien sind so hart, dass Sie womöglich nur an einen Personenkreis mit allerhöchster Bonität und sonstigen Positiv-Merkmalen vergeben werden. Womit im Grunde klar ist, dass es sich hierbei um eine Zielgruppe handelt, deren Bedarf an Krediten kaum gegeben sein dürfte.
Minus-Zins Kredite: Beschwerden häufen sich
Alles also nur ein Marketing-Gag? Besteht seitens der Anbieter womöglich gar nicht das Interesse daran, diese, von Ihnen zu subventionierenden Darlehen zu vergeben? Der Verdacht liegt durchaus nahe, auch wenn die Betreiber der Portal auf Nachfrage betonen, dass Sie diese Darlehen tatsächlich an Personen vergeben, diese also zur Auszahlung kommen. Nur: Nachvollziehbar ist das für Außenstehende kaum.
Was aber nachvollziehbar ist, ist dass sich die Beschwerden von Verbrauchern über diese Minus-Zins Kreditangebote bei entsprechenden Stellen der Verbraucherschutzverbände häufen – in nicht unerheblichem Maße. Und jene Verbraucherschützer kommen nach Auswertungen jener, nicht endenden Beschwerden zu dem Schluss, dass jene Kreditangebote in einem hohen Prozentsatz einem anderen Ziel dienen, dem Erlangen persönlicher Daten seitens der Kreditnehmer.
Kredit gegen persönliche Daten – vielleicht
Und genau darum geht es wohl letztendlich auch, denn Daten sind für Online-Geschäftsmodelle Gold wert. Je mehr individuelle Daten zu einem Verbraucher vorliegen, desto besser. Denn diese Daten liefern bei entsprechender Analyse wertvolle Informationen über die Kaufkraft, Kaufinteressen, Aktivitätsgrade im Internet, familiäre Situation und so weiter. So lassen sich für das eigene Online-Business interessen-gerechte Marketing-Kampagnen mit hohen Wandlungsraten konstruieren und auch im Rahmen von Partnerangeboten zusätzlich monetarisieren – Einverständnis der betroffenen Person vorausgesetzt.
Eine Vorgehensweise, die die Verbraucherschützerin Kerstin Schultz bestätigt:
"Solche Daten sind Gold wert - und deshalb ein ziemlich hoher Preis für den Verbraucher, sei das Minuszins-Angebot noch so verlockend". Und sie warnt dahingehend, dass Verbraucher sich bewusst machen sollten, dass sie mit ihren sensiblen Daten möglicherweise schon bei der Kreditanfrage bezahlten.
Kredit angefordert, Daten übertragen – und dann?
Und so scheint, das Geschäft mit den Daten bei der Anforderung eines Minus-Zins Kreditangebotes zu funktionieren:
Wird ein solches Darlehen angefordert und die geforderten persönlichen Daten übertragen, übermittelt das Portal für Kreditvergleiche nicht nur ein einziges Kreditangebot, sondern zahlreiche alternative Darlehensofferten. Die die Antragsteller jedoch so nie angefordert haben und die sich zudem auch teilweise sehr deutlich von den Kreditanforderungen des Antragstellers unterscheiden - mit stark veränderten Konditionen, Kreditsummen und Laufzeiten.
Was den Schluss zulässt, dass die seitens des Verbrauchers übermittelten Angaben zum Kreditwunsch als auch die persönlichen Daten nicht nur – wie eigentlich vom potenziellen Kreditnehmer erwünscht - an den Anbieter des Minuszins-Kredits weitergeleitet wurden.
Was zahlreiche Verbraucher beim Antragsprozess demnach oft zu übersehen scheinen, ist, dass Sie mit dem Absenden des Antrags auf einen solchen Onlinekredit auch die Einwilligung zur Weiterverarbeitung als auch Weitergabe der Daten an Dritte zustimmen.
Insofern gilt der Rat: Vor Absenden eines Antrags auf einen Minus-Zins Kredit genauestens über die Vergabekriterien des Darlehens informieren – gegebenenfalls über eine Direkt-Anfrage beim Kundenservice des Anbieters. Des weiteren genauestens die sogenannte Einwilligungserklärung zur Datenverarbeitung als auch Datennutzung durchlesen.
Redakteur: Markus Gildemeister
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